Ausweichsitz der Landesregierung NRW

Kalter Krieg, Anfang der 60er-Jahre. Die Welt steht vor einem 3. Weltkrieg. Die Sowjetunion schießt einen Starfighter ab, die Kuba-Krise beginnt. In diesem Zusammenhang werden die NATO-Länder aufgefordert, Sicherheitsbunker für ihre Regierung bereitzustellen. Die Bundesrepublik ist seit 1955 Mitglied der NATO, und so entstehen auch in den jeweiligen Bundesländern Ausweichsitze für die jeweilige Landesregierung. Unter größtmöglicher Geheimhaltung entsteht ab 1962 in der kleinen Gemeinde Kall-Urft ein Atombunker, der einem atomaren Angriff standhalten und den Ministerpräsidenten, den Innen- und Justizminister sowie bis zu 200 Fachbeamte aufnehmen können soll. Die Arbeitskräfte der Gemeinde sind zwar eingeweiht, aber Strom- und Telefonmasten, die der Spionage auffallen könnten, werden als Leitungen für ein Warnamt deklariert.

Die Ausstattung des Bunkers entspricht dem technischen Stand der damaligen Zeit. Räume mit Fernmeldegeräten (Ticker), manueller Telefonzentrale, sogar ein WDR-Rundfunkstudio wurden eingerichtet, eine aufwändige Be- und Entlüftungsanlage mit Filtern zur Verhinderung des Eindringens atomarer Strahlung, Stromversorgung extern und mit zwei dieselbetriebenen Notstromaggregaten weisen darauf hin, dass man das Überleben und die Entscheidungsgewalt der Anwesenden bestmöglich sichern wollte.

Mit der geopolitischen Änderung wurde der Ausweichsitz ab 1993 aufgegeben. Seit 1997 ist er Privatbesitz von Harald Röhling. Es werden Führungen und Foto-Touren angeboten; auch für Filmaufnahmen steht der Bunker bereit. Aus erster Hand erfahren wir die Abläufe in einem Ernstfall. Dieser wurde lediglich in der ganzen Zeit nur neunmal mit der vollen Besetzung für 7 Tage geübt.