Finnland – Lappland 2023

31.01. – 10.02.2023 

 

Finnland / Lappland 2023

Der Wunsch, Finnland nicht nur im Sommer, sondern auch einmal im Winter zu bereisen, bestand schon lange. Zwar gibt es verschiedene touristisch oder auch sportlich orientierte Möglichkeiten; die Fotografie sollte jedoch im Vordergrund stehen. Von Freunden der GDT empfohlene Fotografen konzentrierten sich auf Kuusamo und die Beobachtung von Wildtieren. Ich entschloss mich schließlich für eine Reise mit Roberto Moiola (http://www.sysaworld.com/), einem ausgesprochen versierten Landschaftsfotografen aus Italien, der seit 20 Jahren spektakuläre Fotoreisen unternimmt und regelmäßig auch Touren in Finnland und Norwegen anbietet. Über Brockmann Photography kam der Kontakt zustande.

Mit einem Flug nach Helsinki und einem Anschlussflug nach Kittilä war man mittendrin im Winter, der sich in Deutschland in diesem Jahr wieder einmal nur sporadisch zeigte. Kittilä bzw. sein Vorort Levi ist mit seinem 531 m hohen Berg Levi zu einem Wintersportort gewachsen, in dem nicht nur Finnen, sondern zunehmend auch Deutsche und Niederländer ihren Wintersportfreuden von Abfahrts- und Langlaufski, Motorschlittenfahrten, Husky-Touren, Eisangeln usw. nachgehen.

Roberto Moiola hatte uns 9 Teilnehmer und seinen besten Freund, Michele, mitgenommen und für die erste Unterkunft das Hotel Pallas in Pallastunturi ausgesucht. Pallastunturi ist ein Fjell bzw. Höhenzug, der 2005 mit weiteren Höhenzügen zum Pallas-Yllästunturi-Nationalpark erklärt wurde und im Verwaltungsbezirk Muonio bzw. Enontekiö liegt.

Die nördliche Breite (68 ° N, 24 ° 3 ‚ O) und die Höhen zwischen 700 und 809 m lassen die Bäume, ob größer oder kleinwüchsig, inselhaft stehen und besonders durch Schnee und Wind völlig eingehüllt erscheinen. Dadurch kann man in fast jedem besondere Wesen entdecken, Trolle und Riesen, die eine magische Wirkung auf das Gemüt des Betrachters haben, sei es zu Sonnenaufgang oder in der Nacht mit Nordlichtern. Kommt der Mondschein hinzu, werfen die Bäume lange Schatten. Will man näher an die Bäume, benötigt man Schneeschuhe. Aber auch mit ihnen ist man nicht gefeit vor dem Einsinken in ein Schneeloch, in das man mitunter bis zur Taille einsinkt. Dann heißt es, den Schneeschuh im Schnee zu suchen, sich mühsam aus dem Loch freizukämpfen, um dann den Schneeschuh wieder anzuziehen, denn ohne ihn ist das Laufen nur auf schneeverdichteten Pfaden möglich. Wenn auch 300 Höhenmeter normalerweise kein Thema sind, gelangt man mit den Schneeschuhen doch leicht aus der Puste.

Pallastunturi

 

Mit einem Ortswechsel vom Pallas-Yllästunturi-Nationalpark nach Ruka bei Kuusamo (über Kemijärvi 376 km / 4,5 Stunden Fahrt) erschloss sich uns ein ebenso eindrucksvolles Landschaftsbild. Bei -30 Grad und Sonne ließen wir die zauberhafte Landschaft an uns vorbeiziehen. Die Straßen waren zwar schneebedeckt, aber gut zu befahren. Allerdings musste man schon aufpassen, dass man nicht zu dicht an die Böschung gerät. Plötzlich ruft Michele aus dem anderen Bus an, er sei eben in eine solche geraten. Wir wenden und beratschlagen, wie wir ihn da wieder herausbekommen. Zum Glück kommen finnische Landarbeiter mit einem Transporter vorbei und können mit einem Abschleppseil dienen. Mit neuem Insider-Wissen, wo bei einem VW-Bus die Abschleppstange steckt und angeschraubt werden muss, konnten wir die Fahrt unbeschadet fortsetzen, vorbei an einem noch offenen Fluss, über dem der Nebel aufstieg und die Kälte sichtbar machte.

In Ruka bezogen wir geräumige Cottages. Von dort aus fuhren wir dann zum Oulanka-Nationalpark, der „Taiga von Kuusamo“, die russische Grenze zum russischen Teil Kareliens nicht weit davon entfernt. Die „Alte Mühle“ von Myllikoski am Ufer des Oulankajoki forderte zu Langzeitbelichtungen der Stromschnellen auf. Der Park bietet eine 82 km lange „Bärenrunde“, die aber zu dieser Jahreszeit wohl niemand erwandert.

 

Riisitunturi

Im Riisitunturi-Nationalpark bietet das 466 m hohe Fjell einen weiten Blick in die finnische Landschaft mit ihren Fichtenwäldern und zugefrorenen und schneebedeckten Seen. Der Vollmond schimmerte durch die geneigten Fichtenwipfel, ehe sich ein Sonnenaufgang am Horizont anschickte, die verschneiten „Baumwesen“ im besten Lichte zu präsentieren.

 

Helsinki

Knapp 1000 km sind es von Kittilä nach Helsinki; mit dem Auto wäre man den ganzen Tag unterwegs. Mit dem Flugzeug sind es nur 1,5 Stunden. Als das Flugzeug in Kittilä um 13:40 Uhr abhob, sah man noch einmal die verschneiten Fjells von Pallastunturi, unterwegs die mittelfinnische Waldlandschaft, durchzogen von zugefrorenen Seen und Flüssen. Allerdings waren die Baumwipfel schon nicht mehr so verschneit wie noch vor Tagen; der zwischenzeitliche Temperaturanstieg auf knapp um den Gefrierpunkt zeigte Wirkung. Allerdings gibt es in Lappland auch bis Mitte März immer mal wieder Schnee und auch tiefe Minustemperaturen.

In Helsinki selbst war außer in besonders geschützten Lagen kaum noch Schnee vorhanden, aber auch dort sollte es über Nacht ein wenig schneien. Die Fahrt mit der Bahn vom Flughafen in die Innenstadt war ohne Probleme (4,10 €), das gewählte Hotel lag verkehrsruhig in Bahnhofsnähe.

Als Hauptstadt des Landes verfügt Helsinki natürlich über ein breites Kulturangebot. Es fügte sich, dass ich im Nationalmuseum die vom finnischen Nationalepos inspirierten Gemälde von Alexi Gallen-Kallela im Original sehen und am Abend ein Konzert mit der „Lemminkäinen-Suite“ von Jean Sibelius erleben konnte. Das Museum mit seiner interaktiven Präsentation sowie die Zentralbibliothek Oodi mit ihrem breiten Angebot von Büchern, 3D-Druckern und Lern- und Arbeitsräumen führten sinnhaft vor Augen, dass Finnland führend bei der Bildung ist und wiederholt in Folge als glücklichstes Land der Welt gilt.

Dabei erinnerte ein Besuch auf der Insel Suomenlinna mit ihrer Festungsanlage aus schwedischer Zeit und den Kruppschen Kanonen, die Russland unter Alexander II. dort errichten ließ, dass Finnland eine wechselvolle Geschichte hatte, die letztlich nach  Abkehr  von der jahrzehntelangen Doktrin der Neutralität seit dem 2. Weltkrieg mit dem Antrag auf Mitglied in der NATO in eine neue Phase übergeht.