9. Düssel-Tour

Gerresheim

Wer mit dem Zug von Wuppertal nach Düsseldorf fuhr, konnte bis 2005 schon bei der Einfahrt in den Bahnhof Gerresheim den verglasten Wasserturm der Gerresheimer Glaswerke sehen. Der Bremer Kaufmann Ferdinand Heye (1838-1889) hatte 1864 das Potential der freien Fläche in der Nähe des historischen Gerresheim erkannt und an der bereits seit 1835 existierenden Bahnlinie (Düsseldorf-Elberfelder-Eisenbahngesellschaft DEE) mit zunächst 12 Glasmachern, die er aus Driburg im Eggegebirge anheuerte, die Gerresheimer Glashütte gegründet. Bereits 1902 hatte das Unternehmen 5300 Arbeiter und eine Jahresproduktion von 150 Millionen Flaschen aller Art, insbesondere Bierflaschen. 1908 konnte man von der klassischen Glasbläserei auf die vollautomatische Flaschenproduktion übergehen; 1932 kam die Produktion von Einmachgläsern hinzu. Das „Gerrix-Glas“ wurde eine bekannte Marke, es kamen Glasbausteine und Spezialgläser hinzu. Mit der Ausweitung der Produktion ging auch ein Zuzug von Arbeitern einher. Besonders auffällig ist der hohe Anteil an italienischen Werktätigen, die bis heute das Angebot an Geschäften, Restaurants und Eisdielen in Gerresheim prägen.

2005 fand die Produktion an dem Traditionsstandort ihr Ende. Eine 1999 gegründete Gerresheim AG produziert aber weiterhin in Düsseldorf Spezialgläser, insbesondere für die Kosmetik-Industrie oder für pharmazeutische Zwecke.

Das Gelände ist mittlerweile bis auf das Wahrzeichen der alten Hütte, dem verglasten Wasserturm, dem Kesselhaus und dem Maschinenhaus, entkernt und soll einem neuen „Glasmacherviertel“ mit 1.700 geplanten neuen Wohneinheiten dienen.

Die Gerresheim-Tour beginnt hinter dem Bahnhof in der sogenannten Meistersiedlung. Hier wurden 1906 nach Plänen von W. Jacobi im Stil der Heimatschutzarchitektur und nach dem Vorbild englischer Gartenstädte Häuser für die Angestellten der Glashütte errichtet. Sodann führte uns der Weg vorbei an dem Gelände der Glashütte zunächst zum Waldfriedhof. Diese großzügig angelegte Parkanlage am Rande zur Gemeinde Erkrath zeigt einen gesunden Baumbestand im Übergangsbereich zum „Bergischen Land“. Ein eingezäunter jüdischer Friedhof zeugt von der jüdisch-orthodoxen „Altisraelischen Religionsgemeinschaft Adass Jisroel“.

Zentraler Ort von Gerresheim ist der Gerricusplatz, an dem sich auch die Basilika St. Margareta befindet. Das Kirchengebäude geht auf eine Stiftsgründung des fränkischen Edelherrn Gerrich von 870 zurück, dessen Tochter Regenbierg erste Äbtistin eines Damenkonvents wurde. Die Basilika wurde zwischen 1220 und 1230 als Stiftskirche dem Hl. Hippolyt geweiht und bis 1803 durchgängig von Kanonissen genutzt.