Hotel Fürstenhof Eisenach

Auf einer Exkursion mit den Lost-places-Fotografen des Fotoforums Wuppertal lockte am 13./14. Juli 2019 das ehemalige Hotel Fürstenhof in Eisenach. Den Grundstein für das einstige Hotel für Adelige und das Großbürgertum legte 1854 der Fleischermeister Samuel Liebetrau mit einer Sommervilla, die später von dem Geologen und Bergbauunternehmer Johann Georg Bornemann gekauft und erweitert wurde. 1902 wurde das Gebäude abermals verkauft, umgestaltet und als Hotel eröffnet. In DDR-Zeiten wurde der Hotelbetrieb aufrechterhalten, aber wichtige Sanierungsmaßnahmen unterblieben. 1996 wurde das Hotel dann geschlossen und war dem Verfall anheimgegeben. Der jetzige Eigentümer beantragte 2014 einen Totalabriss, der aber von der Stadtverwaltung abgelehnt wurde. Stattdessen ist der Komplex in ein neues Stadtsanierungskonzept integriert, dem zufolge Fördergelder für eine Teilsanierung fließen sollen. Einstweilen gelangen jedoch Fotografen über Touren mit der Lost-places-Agentur go2know in die maroden Räumlichkeiten.

 

Eisenach

Bekannt ist Eisenach natürlich in erster Linie wegen der nahen Wartburg, wo um 1200 angeblich ein Sängerkrieg unter den besten mittelhochdeutschen Lieder- und Gedichteschreibern entbrannte und Martin Luther 1521 das Neue Testament vom Griechischen ins Deutsche übersetzte. Neben dem bezeugten höfischen Leben unter dem thüringischen Landgrafen Hermann I. zeugen die Spruchdichtungen von dem kulturellen Leben des Mittelalters. Unvergessen ist die Klage Walthers von der Vogelweide über den Verlust seines Pferdes: „Mir hat Herr Gerhart Atze ein Pferd erschossen zu Eisenache“.

Auch in den folgenden Jahrhunderten bleibt Eisenach ein kulturell-wirtschaftliches Zentrum. August Bebel und Wilhelm Liebknecht gründen hier 1869 die SDAP, die Sozialdemokratische Arbeiterpartei. Die Fahrzeugfabrik Eisenach entsteht 1896, die ab 1928-1952 von BMW weiterbetrieben wird, ehe ab 1955 der VEB Automobilwerk Eisenach den Wartburg produziert. Nach der Wende setzt die Adam Opel AG 1992 die Tradition der Automobilproduktion fort.

Im Zuge eines Bevölkerungswachstums von über 50.000 EW bis1939, festigt die Stadt ihren Reiz als Anziehungsort für wohlhabende Geheimräte, Fabrikbesitzer und Militärs. Es entsteht ein Villenviertel mit prachtvollen Gebäuden im Stilmix aus Historismus und Jugendstil sowie großzügige Hotelkomplexe wie Hotel Kaiserhof oder das Hotel Fürstenhof.

Heute hat die Stadt 42.710 EW (2017) und gilt für die Region als Mittelzentrum. Die meisten Sitze im Stadtrat besitzen die Linken (8 Sitze), aber AfD (4 Sitze) und NPD (4 Sitze) haben in dem 36 Sitze umfassenden Gremium einen verhältnismäßig hohen Anteil. Im Stadtbild fällt eine Baulücke auf, bei der ein Hinweisschild darauf hinweist, dass hier „demnächst NICHTS“ entstehe. Die Probleme Thüringens mit Populismus und Fremdenfeindlichkeit fallen auf.