Neustrelitz – Domjüch

Das Fotoforum Wuppertal unterwegs (28./29.02.2020)

Dieses Mal hat es die Lost-Places-Fotografen im Fotoforum Wuppertal weit in den Osten verschlagen, nach Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern. Dort konnten wir uns im Rahmen einer Fototour von go2know die ehemalige Landesirrenanstalt „Domjüch“ am Domjüchsee (bei Neustrelitz) anschauen. Im Gegensatz zu den in Beelitz entstandenen Lungenheilstätten, wo die Heilung einer Krankheit im Vordergrund stand, ging man bei den psychisch Kranken und geistig Behinderten von einem irreversiblen Zustand aus, weshalb man sie einfach in das 1806 errichtete Altstrelitzer Gefängnis- und Irrenhaus steckte. Die dortige Unterbringung führte aber zu unhaltbaren Zuständen, so dass sich Adolf Friedrich V., Großherzog von Mecklenburg-Strelitz (1848 – 1914). dazu hinreißen ließ, eine Irrenanstalt nach dem Vorbild einer solchen Einrichtung in Rostock bauen zu lassen. Bismarck äußerte einmal, im Falle eines Weltuntergangs, wolle er sich nach Neustrelitz zurückziehen, womit er auf die rückständigste Region des Reiches anspielte, wo alles 50 Jahre später passiere. Für die „Wegsperrung von Irren“ also bestens geeignet. 1902 bezogen 70 Frauen und 60 Männern sowie das medizinische und Pflegepersonal die Anstalt. Ab 1934 nutzten die Nationalsozialisten diese Anstalt für Euthanasie; die Menschen wurden hier untersucht, es wurde experimentiert, ehe sie zur Vernichtung weitertransportiert wurden. Von 1945-1993 nutzte die Sowjetarmee die Anlage als Kaserne; danach verfielen die Gebäude. Ein Verein zur Rettung der „Domjüch“ kaufte die Anlage und nutzt sie für verschiedene Veranstaltungen. 2019 fand hier das „Urban Art Festival“ statt, bei dem zahlreiche Graffiti- und Streetart-Künstler Fassaden und Räume der Gebäude in Auseinandersetzung mit der Geschichte gestalten konnten.

 

Domjüch
Die Anlage

 

Artbase

 

Neustrelitz