Documenta 14

Alle 5 Jahre findet seit 1955 in Kassel die Documenta statt, die nicht nur den Stand der aktuellen Kunst, sondern immer auch die politischen Verhältnisse künstlerisch reflektiert. In diesem Jahr ist neben Kassel auch Athen Ausstellungsort. So ist zu erklären, dass im Fridericianum, dem Hauptausstellungsort in Kassel, die Sammlung des Nationalen Museums für Zeitgenössische Kunst (EMST) in Athen reichlich vertreten ist und zum Teil unbekannte griechische Künstler mit zum Teil älteren Arbeiten ausgestellt werden. Dabei kommen drei Themenbereiche zum Ausdruck: 1. Politik der 60er Jahre, 2. Überschreitungen von Grenzen (Migration) und 3. Aspekte menschlicher Realität wie Traumata und Existenzielles (vgl. Art Juni 2017, S. 58). In allen Ausstellungsorten, z.B. in der Documenta Halle, der Neuen Galerie oder auch im Museum für Sepulkralkultur  geht es um die künstlerische Verarbeitung von Krieg, Migration, Gewalt und Tod. Das Konzept ist durchgängig. Der Besuch der Documenta ist dadurch aber auf Dauer ermüdend. Handgewebte Teppiche der mexikanischen Urbevölkerung oder Stickbilder der Samen können nicht mehr uneingeschränkt bewundert werden, ohne zugleich an das Schicksal von Minderheiten zu denken. Das mögen das Kuratorenteam aus Athen und Kassel bzw. der künstlerische Leiter der Documenta, Adam Szymczyk, so gewollt haben, erntet jedoch die Kritik vieler Besucher, die sich vom Gedanken der Kunst um der Kunst willen leiten ließen.

 

Fridericianum

 

Neue Galerie

A War Machine (2017)
von
Sergio Zervallo (*1962, Lima)

Der Künstler kehrt die Verhältnisse um. Wirtschaftsführer, Politiker und Militärs werden nach entsprechenden Foto-Studien zu Tonköpfen geformt, die als Grundlage für Schrumpfköpfe bzw. Voodoo-Masken dienen. Diese Masken dienten vielen Naturvölkern als Demonstration der bezwungenen Feinde. Zervallo setzt hier an. Indem ausgewählte lebende Machthaber auf Schrumpfköpfe reduziert werden, demonstriert er den Sieg über sie, obwohl sie faktisch diese Macht noch ausüben.

Weitere Kunstwerke

 

Documenta Halle

Britta Marakatt-Labba
Historja 2003 -2007

In ihren Stickereien erzählt die Künstlerin aus der Geschichte der Samen. 1951 in Idivuoma nahe Kiruna (Schweden) geboren und mit der Rentierzucht großgeworden, drückt sich auf einem meterlangen Leinentuch das „Gefühl von Bewegung und Migration“ (Erklärungstext) aus. Es beginnt mit dem Verlassen des Waldes der Tiere, zeigt wichtige Aspekte der Rentierzucht, wie das Einfangen der Tiere, aber auch das Aufbegehren gegen die Unterdrückung von Kirche und Staat (Kautokeino-Aufstand 1851) und die eigene Selbstbestimmung im Sámi-Parlament.