Lost Places

Es gibt einige „Lost Places“, die im Rahmen einer Fototour zu besuchen sind, andere dagegen fristen als immer mehr verfallende Objekte ihr Dasein als Schandfleck oder als kaum beachtete Gebäude, nur notdürftig gegen illegales Eindringen geschützt, als Relikte einer längst vergangenen Zeit, wo nur noch Hinweisschilder am Wegesrand darauf aufmerksam machen, dass dort einst eine Zeche, ein Hammer, eine Mühle oder ein Wirtshaus standen. Niemand hat ein Interesse an ihrer Beseitigung, und der Eigentümer ist fern und mangels finanzieller Mittel kaum in der Lage, etwas zu restaurieren oder abzureißen. Diese wahrlich „verlorenen Orte“ möchte ich an dieser Stelle vorstellen. Siehe auch „Das Ende einer Wohnstatt“ https://ustra-fotografie.de/alben/das-ende-einer-wohnstatt/

Radevormwald /Wilhelmstal

Der kleine Ort direkt an der Wupper mit heute 156 Einwohnern wird erstmals 1483 erwähnt. 1815/16 lebten nur 8 Einwohner hier, aber 1833 wird eine kleine Tuchfabrik mit einer Wasserturbine errichtet und schon 1866 sind Dampfmaschinen in Betrieb und ca. 600 Menschen arbeiten vor Ort. Diese wohnen nicht alle in Wilhelmstal, aber 1885 wurden 6 Wohnhäuser für insgesamt 380 Bewohner errichtet. 1905 existieren 17 Wohnhäuser für 299 Einwohner. Bedingt durch einen Brand und Insolvenz wird das Betriebsgelände 1898 in eine Papierfabrik für Fahrkarten und Toilettenpapier umgewandelt. Nach einer erneuten Schieflage 1927 wird die Produktion umgestellt auf Papiersäcke für Zement, die bis 1970 hergestellt werden. Seit über einem halben Jahrhundert sind die bis dahin gewachsenen Industriegebäude sich selbst überlassen. Anfangs noch als Filmkulisse genutzt, sind mittlerweile Dächer eingestürzt und der Aufenthalt auf dem Gelände lebensgefährlich, obwohl Urbexer immer wieder in die Gebäude vorzudringen versuchen. Das Gelände ist inzwischen „robust gesichert“.

Unterhalb des Fabrikgebäudes führt ein Wanderweg an der Wupper entlang bis Dahlhausen. Durch die Wuppertalsperre wird der Ablauf bis Dahlhausen reguliert; die Wupper fließt trägte talabwärts. Aus diesem Grund wird die Wupper hier gerne von Wasservögeln genutzt: Enten, Schwänen, Kanadagänsen und Kormoranen. Der Wald links und rechts des Ufers bleibt weitgehend sich selbst überlassen. Deshalb nenne ich diesen Teil der Wupper gerne „Wupper Amazonas“ in Anlehnung an den Tier- und Naturfilm von Sigurd Tesche und seiner Tochter Natali Tesche-Ricciardi von 2009.

Zum „Wupper Amazonas“ über die Jahre hinweg auf dieser Homepage: Flora= https://ustra-fotografie.de/portfolio/natur/flora/ Fauna=  https://ustra-fotografie.de/portfolio/natur/fauna/ 

 

Zeche Elisabethenglück 

Fast glaubt man kaum, dass die Ruinen dort im Wittener Wald die Reste einer der ersten Tiefbauzechen im Ruhrtal sind. 1808 wurde eine Mutung, d.h. der Antrag auf behördlich genehmigten Bergbau, eingetragen, aber erst 1847 dann auch tatsächlich Kohle abgebaut. Es gab mehrere Unterbrechungen; 1926 sind schon über hundert Bergleute bezeugt, die eine Gewerkschaft Elisabethenglück gründen. Nach weiteren Stilllegungen und Wiederaufnahmen des Betriebes war 1962 endgültig Schluss. Bis dahin arbeiteten noch 182 Bergleute dort.

Zeche Elisabethenglück

 

Zeche Rudolph

Auch in Essen, im Stadtteil Kettwig-Oefte, verbergen sich im Wald die Überreste einer ehemaligen Zeche. Das mehrstöckige alte Maschinenhaus gibt noch einen vagen Eindruck von der einstigen Betriebsamkeit mit bis zu 112 Beschäftigten und einer maximalen Förderleistung von 49.296 Tonnen Steinkohle (1957). 1966 war hier jedoch Schluss; seither dringen Efeu, Gestrüpp und Bäume in das Gemäuer ein, welches sich selbst überlassen bleibt.