Tuchfabrik Müller (Kuchenheim / Euskirchen)
Besuch des LVR-Museums „Tuchfabrik Müller“ in Euskirchen mit dem Fotoforum Wuppertal (29.06.2019)
Seit 1988 hat der LVR die ehemalige Tuchfabrik Müller in Euskirchen übernommen. Dabei fand man eine komplette Produktionsstätte so vor, wie sie der letzte Eigentümer, Kurt Müller, 1961 hinterlassen hatte. Als sich die erste Krise der Tuchindustrie durch größere Konkurrenten auftat, schloss Kurt Müller einfach seinen Betrieb und beließ alles 27 Jahre so, auf bessere Zeiten hoffend.
Ursprünglich waren die ersten Gebäude 1801 für die Papierproduktion gebaut worden. 1843 kaufte der Textilfabrikant Anton Schiffmann die Gebäude und funktionierte sie um in eine Walkerei und Spinnerei. 1860 wurde die erste Dampfmaschine in Kuchenheim installiert. Seit 1891 stand die Fabrik, inzwischen erweitert um Kontor- und Bürogebäude, zum Verkauf, und der 26jährige Ludwig Müller, Sohn eines Textilfabrikanten aus der Pfalz, begann 1894 mit der Volltuchproduktion, d.h. alle Arbeitsschritte von der Anlieferung der Rohwolle bis zum fertigen Tuch lagen in einer Hand zusammen. Als Lieferant für grobe graue Wolltuche für das Militär konnte Ludwig Müller in der Hochphase zeitweise bis zu 40 Personen beschäftigen. 1929 übernahm der Sohn Kurt Müller die Fabrik und konnte dank der Verbindung zu BASF auch farbige Stoffe produzieren. Hauptsächlich wurden aber nach wie vor Tuche für das Militär hergestellt, bis 1942 die Produktion wegen Rohstoffverknappung eingestellt werden musste. 1947 wurde zwar weiter produziert, aber die Nachfrage nach groben Tuchen war vorbei.