Nordenau

Das kleine Dörfchen mit gerade mal 211 Einwohnern (lt. Wikipedia 2020), davon mit Sicherheit die Hälfte Niederländer, die hier für Winteraktivitäten im nahen Winterberg Häuser und Ferienwohnungen erworben haben, gehört zur Stadt Schmallenberg, einer Gemeinde im Hochsauerlandkreis, die es immerhin auf 24.806 Einwohner bringt. Die Nähe zum Skigebiet, aber auch die vielen Wandermöglichkeiten, verleihen dem Dörfchen eine Attraktivität, die zunächst nicht erwartbar ist. Jetzt, Anfang Oktober wirkt das Dorf verschlafen, obwohl die Route der 4. Sauerland-Klassik für Oldtimer hier vorbeigeht. Aber Corona scheint dem wegen seiner Küche bekannten Landhaus Gnacke so zugesetzt zu haben, dass es schließen musste. Die Bäckerei in der Nähe ist in holländischer Hand. Gegen Vorbestellung bekommt man auch sonntags frische Brötchen.

Nordenau, als Luftkurort zwischen 600 und 800 m Höhe gelegen, hat sogar einen „Kurpark“, in dem man Wassertreten betreiben kann. Nahezu malerisch liegen Kirche und die Ruine der Burg Rappelstein auf einem Schieferberg oberhalb des Nesselbaches, umgeben von teilweise über 200 Jahre alten Fachwerkhäusern. Bis 1992 wurde Schiefer im Untertagebau abgebaut. Kurz zuvor entdeckte man einen Stollen „mit heilsamer Wirkung“ (Heilstollen Brandholz).

Schmallenberg

Man glaubt es kaum, aber diese Stadt war einst Mitglied der Hanse. Im 15. Jh. prosperierte die Stadt durch das Textilgewerbe, vorrangig mit Strümpfen. Die wird man wohl auch gebraucht haben in den kalten Wintern. Heutzutage haben sich eher mittelständische Industrie- und Handwerksbetriebe niedergelassen. Die Holzwirtschaft nimmt breiten Raum ein, und von Waldschäden durch Stürme und Borkenkäfer ist man bis jetzt noch weitgehend verschont. Das fördert den Tourismus. Schlendert man durch den Ortskern, der durch zwei Parallelstraßen bestimmt wird, gewinnt man den Eindruck eines gut ausgestatteten Einzelhandels, der selbst den gehobenen Ansprüchen genügt. Das Publikum, sicherlich überwiegend Touristen, begeistert sich an den Boutiquen, aber auch Haushaltswarengeschäfte sind noch vertreten. Oft sind die Geschäfte in einem der zahlreichen Fachwerkhäuser untergebracht. Diese und andere „Ackerbürgerhäuser“ verweisen auf Integration der ländlichen Bevölkerung in städtische Strukturen.

Der gute Eindruck ändert sich, sobald die Geschäfte geschlossen sind. Dann sind auch die Touristen weg, und das Städtchen verfällt in einen Schlaf. Aber vermutlich sind dann alle in Winkhausen, wo am 2. und 3. Oktober die zahlreichen Oldtimer der 4. Sauerland-Klassik am Romantik- und Wellnesshotel Deimann Halt machen. Auch dieser Ort kann seine Gründung weit zurück in der Geschichte datieren. Der Sachsenkönig Widukind soll hier ein Heerlager aufgeschlagen haben. Viele Orte mit der Endung -inghausen zeugen überdies von der frühen sächsischen Besiedlung. Gegenüber dem Hotel, direkt an der Sorpe, fällt ein landwirtschaftlicher Betrieb auf, dessen Viehbestand überdurchschnittlich ist.